
Abt.: Da wo Asterix wohnt
Bretagne
Mir ist bewusst, dass ich mit Reiseberichten weit mehr Reichweite bekomme, als mit politischen, kritischen oder absurden Beiträgen. Das nutze ich aus und verstecke in diesem Reisebericht eine politisch, kritische Anmerkung. Lasst euch davon aber nicht abschrecken...
Bretagne oder Oberbayern
Das könnte jetzt irgendwo in Oberbayern sein. Ist es aber nicht. Es ist Loiron-Ruillé. Woher ich das weiß? Ganz einfach, ich bin gerade daran vorbei gefahren. Und weil ich gerade auf dem Weg in die Bretagne bin, ist das eben nicht Oberbayern.





Bahnhof Rennes
Der Bahnhof ist schon faszinierend. Eine architektonische Meisterleistung möchte man sagen. Von innen pompös und extravagant, von aussen pompös und extravagant.


Fish and Chips
Wenn man in Rennes ankommt und sich auf eine Galette mit Wurst freut, was mach man dann? Richtig, man geht in die erst beste Pinte am Bahnhof und bestellt Fish and Chips.
Und ein Bier dazu. IPA ist aus, dann also ein Französisch Blonde. Ok, das geht. Ist nicht besonders bretonisch. Das Bier schon, das war aus Nantes und es war gut. Also wirklich gut. Ein Französisch Blonde. Das kommt unserem Hellen recht nahe, ist süffig und lädt zum Verweilen ein.


Leider liegt Nantes nicht auf der Route. Ich hätte gerne einen Abstecher in die Brauerei gemacht: Little Atlantique Brewery
La Maison / Rennes
Auf der Suche nach Craft Bier sind wir auf das La Maison gestoßen. Die haben eine beachtliche Auswahl an internationalen Bieren und auch ein paar regionalen.

Die Atmosphäre ist nett. Das Personal gut aufgelegt. Vielleicht eine Spur zu gut. Zumindest wenn man nicht genau weiss, scherzen sie jetzt mit einem oder machen sie sich lustig. Wir hatten auf ein paar Snacks, vielleicht eine Käseplatte gehofft. Bekommen haben wir - etwas lieblos - eine Schüssel aufgeschnittener Salami auf den Tisch gestellt.
Die Biere waren durch die Bank nicht so meins. Sehr schade.
Combourg
Fährt man mit dem Auto durch die Gegend, von Rennes nach Saint-Malo zum Beispiel, und hält man dabei die Augen offen, dann kann man über eine Perle wie Combourg stolpern. Keine Angst, nicht ich bin gefahren, ich war der mit den offenen Augen für die Perle am Wegesrand. Und Combourg sieht ungefähr so aus:








Und in Combourg gibt es auch das Laternen Haus.
Laternen Haus
(Ende 16. Jahrhundert - 1597 - restauriert 1968)
Aus dem Reiseführer:
Dieses wunderschöne Granithaus wurde 1597 von Perrine Jonchée, der Tochter wohlhabender Reeder aus Saint-Malo, erbaut. Später wurde es zu einem Stadtwohnsitz der Familie Trémaudan, deren Herrenhaus sich westlich der Stadt befindet.


Es ist heute als das «Laternenhaus» bekannt. Männer aus der Stadt und den Vororten mussten während der in Combourg stattfindenden Jahrmärkte bewaffnete Wache halten, während die Hausbesitzer die Fackeln für die Laterne an der Fassade zur Beleuchtung des Aussichtspostens bereitstellen mussten.
Es ist mit Fenstern im Renaissancestil geschmückt und wird von einem schönen Turm flankiert, der eine Wendeltreppe enthält, die zu den oberen Stockwerken führt. Das Haus wird an der Rückseite durch einen Kragturm mit Aussichtsturm abgeschlossen.
Beachten Sie die Gravuren auf den Stürzen: die Schilde, Wappen und Namen der aufeinanderfolgenden Besitzer.
Das jetzt aber nur nebenbei und weil das auf einer Tafel neben dem Laternen Haus stand.
Saint-Malo
Die Altstadt von Saint-Malo wird landläufig Intra-Muros gerufen. Warum? Weil sie sich hinter den Mauern befindet. Eigentlich ganz einfach. Diese Altstadt ist sicher das, was man als malerisch bezeichnen möchte. Zumindest, wenn der Malkasten ein recht beschränktes, auf braun töne fixiertes Repertoire umfasst. Intra-Muros ist nämlich wie die Muros selbst komplett aus Stein errichtet. Stein rechts und links. Stein vorne und hinten. Stein auch unten. Oben? Nein, da ist kein Stein, da ist Himmel.







Das ganze sieht schon beeindruckend aus. Nach ein paar Stunden etwas eintönig. Und wenn man sich dann zum fünften Mal verlaufen hat, weil alles irgendwie gleich aussieht, wird es etwas anstrengend.
Irish Pub
Was vermutet man in einer Altstadt an der bretonischen Küste am allerwenigsten? Kängurus, ok, die vermutet man da wirklich nicht. Was man da aber auch nicht vermutet, das ist ein Irish Pub. Also so einen wo nicht nur draußen "Irish Pub" drauf steht und drinnen gibt es halt Guinnes, sondern so einen, der auch innen komplett Irish Pub ist. Wie in Irland eingepackt und vor Ort wieder aufgestellt. Das vermutet man nicht... und doch steht man plötzlich davor. Und dann mitten drin. Und staunt. Und trinkt ein Guinnes. Mit Shamrock auf dem Schaum.







P'tite Biniouz
Blanche, Blonde, Ambrée
Manchmal ist das ja so, rein in den Supermarkt, sich vom Angebot verzaubern lassen, raus aus dem Supermarkt. Und dann schaut man in seinen Rucksack und findet dort wundersame Dinge. Zum Beispiel drei Biere von P'tite Biniouz.

V.l.n.r.:
Blonde - Schon gut
Blanche - Brauch ma nimmer
Ambree - Sehr fein
Paulaner
Humor haben sie ja. Paulaner zwischen Trappisten Bier und IPA. Zwischen Craft Bier und experimetellen Suden. Würde bei uns niemand auf die Idee kommen, Paulaner ins Spezialitätenregal zu stellen.


Mount Saint Michel
Etwa eine Autostunde östlich von Saint-Malo ragt der Mont Saint Michel aus dem Wattenmeer. Ist nicht mehr Bretagne aber ganz nahe dran. Gibt ja auch kein Gesetz, das vorschreibt bei einem Bretagne Urlaub die Bretagne nicht verlassen zu dürfen.
Also da ragt ein Felsen aus dem Wattenmeer mit einem Kloster drauf und einem kleinen Dorf drum rum. In dem Dorf leben um die 20 Menschen. Ein vielfaches davon arbeitet dort und Touristen schieben sich zu tausenden durch die schmalen Gässchen. Ich würde gerne nicht dort leben müssen. Auch nicht arbeiten. Schlimm genug, dass ich mich mit den anderen Touristen zusammen dort getummelt habe. Aber ich kann euch sagen, das Tummeln hat sich gelohnt. Die Gässchen, Treppchen, Terrassen, verwinkelt und verwunschenen Orte sind einen Besuch wert.



Jetzt war das Nebensaison, es war kalt und windig. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie das zur Hauptsaison und bei gutem Wetter zugehen mag.

8. Mai
Eigentlich ein Freudentag. Für uns. Für Frankreich. Für Europa. Und doch - oder gerade deshalb - hat man ein wenig das Gefühl, an diesem Tag auf Frankreichs Straßen falsch zu sein. Waren es doch unsere Großväter, die auf diesen Straßen das Unheil über Frankreich und Europa getragen haben. Ich möchte es heraus schreien: Danke, dass ihr uns, Europa und den Rest der Welt von den Nazis befreit habt. Ich möchte sagen, dass ich mich mein Leben lang gegen Nazis engagiert und für Völkerverständigung eingesetzt habe. Kann ich aber nicht, weil ich kein Wort Französisch spreche. Kann ich nicht, weil die braunen Ratten wieder aus ihren Löchern kriechen.
...und sie kriechen nicht nur bei uns.
Menhir de Guihalon
Allgemein bekannt ist, dass Obelix aus der Bretagne stammt und auch hier seiner Arbeit nachgegangen ist. Entsprechend finden sich am Wegesrand immer wieder Zeugnisse seiner Arbeit. Zum Beispiel hier der Menhir de Guihalon:

Oder der bei Glomel:
Wobei der Guihalon Hinkelstein versteckt im Wald steht und sich dort frei bewegen kann. Der Stein bei Glomel steht nahe an der Straße, daher besteht jederzeit die Gefahr, dass er in einem unbedachten Moment die Fahrbahn kreuzt und sich und Autofahrer in Gefahr bringt. Deshalb ist er in ein Gehege gesperrt. Ob das artgerechte Haltung ist, vermag ich nicht zu sagen.



Cidre
Neben Wein und Bier wird gerne Cidre gereicht. Ich vermag nicht zu sagen, ob es spezielle Gefässe für Cidre gibt. Jedenfalls wurde schon in Tassen, Kaffeeschalen und auch Gläsern serviert.

Die Schornsteinfeger der Hinkelsteine
Fragt mich nicht nach Bedeutung und Sinn, aber so nennen sie sich:
Les Ramoneurs de Menhirs

Leider schlechtes Timing. Ich werde am 17. Mai nämlich in München sitzen, während die Kaminkehrer in der Bretagne aus der Bühne stehen.
Muss ich mich eben mit Musik aus der Konserve zufrieden geben.
Concarneau - Musée de la Pêche
Fischereimuseum. Ich weiß nicht, was ich mir darunter vorgestellt habe. Vielleicht einfach nichts. Stellt man sich nämlich nichts vor, baut man keine Erwartungshaltung auf. Hat man keine Erwartungshaltung aufgebaut, kann man nicht enttäuscht werden. Oder doch?
Also rein ins Museum. Wieder raus aus dem Museum. Was ist hängen geblieben? Ui, haben die viele Dioramen und Modellschiffe gesammelt. Wer also auf Modelle und Miniaturen steht, kommt auf seine Kosten. Wer sich für Fischerei interessiert sollte Französisch lesen und verstehen können. Das kann ich nicht, insofern sind mir die - sicherlich sehr interessanten - Inhalte weitgehend verschlossen geblieben.














