Abt.: Ablenkung

Wurde ich gelenkt?

Dieser Tage ist es aktuell wie... eigentlich schon immer: Propaganda, Einflussnahme, Lenkung. Bewusst, unbewusst. Mal bemerkt, mal darauf reingefallen. Da macht euch mal Gedanken, ich mache mir die meinen.

In der einen oder anderen Weise werden wir sicher gelenkt. Tag ein, Tag aus. Informationen unterschiedlicher Art prasseln auf uns ein. Zeitung, Fernsehen, Internet, Freunde, Kollegen.

Und ebenso lenken wir. Der eine mehr, die andere weniger. Schließlich sind wir soziale Wesen, die mit anderen sozialen Wesen interagieren. Selbst wenn wir das nicht wahrnehmen. Sehr schön hat das Wazlawick ausgedrückt: Man kann nicht nichtkommunizieren.

Was zweifellos zunehmend schwieriger ist, die Informationsflut zu analysieren und einordnen zu können. Denn aus der Informationsflut extrahieren wir einen Großteil unserer Meinung. Und wer will schon eine falsche Meinung haben?

Ich bin dabei überzeugt, eine richtige Meinung gibt es nicht. Auch meine Meinung ist nicht die richtige. Zumal sie sich im Strom der Informationen auch gelegentlich ändert. Ob die Änderung nun gelenkt ist oder aus innerer Überzeugung rührt, vermag ich oft nicht zu unterscheiden.

Manche Menschen haben mehr Erfahrung und ein sichereres Gespür, um Informationen bewerten zu können. Andere weniger. Ein paar haben es sich auch zum Beruf gemacht: Journalisten und Redakteure.

Dieser Berufsstand hat uns lange dabei unterstützt, uns unsere eigene Meinung zu bilden. Und wir als Bildungsbürger mit Abitur waren davon überzeugt, erkennen zu können, welche Informationen gut und wahr waren und welche nicht.

Und dabei war das Spektrum von gut und wahr sehr breit. Denn das JU Mitglied hat die Informationen aus dem Bayernkurier für gut und wahr gehalten. Ich war eher geneigt, in Spiegel und Süddeutscher meinen Bedarf nach gutem und wahren zu befriedigen.

Zudem habe ich mich vorwiegend mit Menschen umgeben, die meiner Meinung recht nahe standen. Es gab auch vor dem Internet eine Filterblase.

Heute... hm... die professionelle Presse scheint , oder ist tatsächlich, immer weniger in der Lage, Informationen zuverlässig Aufzubereiten. Nicht weil sie nicht wollte. Mehr sind es die Sachzwänge der neuen Zeit.

Die Krise der Printmedien ist mittlerweile Legion. Privates Fernsehen ist auf Werbeeinnahmen angewiesen. Der öffentliche Rundfunk ist der Pluralität verpflichtet und dümpelt aus Angst irgendwo anzuecken im Mainstream vor sich hin.

Was hingegen floriert, dass sind Meinungsmacher in den sozialen Netzwerken. Und die verstehen es mitunter gut, ihre Meinung, Tatsachen, nicht belegbare Aussagen, klare Lügen und Propaganda so miteinander zu verquicken, dass es eine Freude ist.

Ich habe für mich mal einen Text von KenFM analysiert. Ich musste aufpassen wie ein Haftlmacher, um ihm nicht auf den Leim zu gehen.

Er startet mit berechtigten, zumindest nachvollziehbaren Thesen, Forderungen und eben Meinung. Nach und nach flicht er - zunächst wohldosiert, dann zunehmend aggressiver - Fake News, Verschwörungstheorien und seine recht abstruse Meinung ein.

Was für mich recht wichtig ist: Diskussion und Austausch mit verschiedenen Menschen. Zeitnehmen, um Texte durch Quellenanalyse verifizieren zu können.

Ob die für mich dann daraus resultierende Meinung gut und richtig ist oder oder ein ausgemachter Schmarrn vermag ich meist nicht zu sagen. Nachdem ich für meine publizistischen Ergüsse gelegentlich Zuspruch finde, bin ich zumindest voller Hoffnung, auf dem Meinungsbildungsmarkt einen kleinen Teil zu einer besseren Welt beizutragen. Darunter mach ich es nicht.