Ein Blick in den Spiegel

Whitefacing

Blackfacing ist in aller Munde. Und wie schlimm das ist. Von Yellowfacing oder Redfacing spricht niemand. Und auch nicht von Whitefacing.

Mit Whitefacing meine ich nicht Michael Jackson und sein Spleen sich die Haut bleichen zu lassen. Auch nicht der weiß bepinselte Voodoo-Meister aus James Bond.

Ich denke dabei an viel frappierenderes. Nämlich an Geschichtsklitterung in Film und Fernsehen.

Laut Spiegel aus dem Eines Tages Archiv "waren 41 Prozent der Vietnam-Rekruten zwischen Oktober 1966 und Juni 1969 Schwarze - obwohl die schwarzen US-Bürger lediglich elf Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachten."

Sieht man sich Hollywoodfilme ala "Full Metall Jacket" oder "Apokalypse Now" an, es sind Weiße, die ihre Gesichter in die Kamera halten. Vorwiegend Weiße. Sicher der eine oder andere Afroamerikaner ist auch dabei. Am Rande. Und darf vielleicht auch die Frage "Wieso bist du nach Vietnam gegangen?" mit einen inhaltsschwangeren und nachdenklich machenden Satz beantworten. Im Großen und Ganzen ist er jedoch Staffage. Und darf sterben. Die Helden hingegen sind weiß. Die Vorgesetzten sind weiß. Die absolute Mehrheit ist weiß.

Da finde ich im Vergleich das Blackfacing lächerlich. Da beschmieren sich lächerliche Knallchargen mit Schuhcreme und geben lächerliche Imitationen einer Kultur ab, von der sie keine Ahnung haben.

Manchmal möchte man sich gar wünschen, eine Rolle möge doch bitte von einem bemalten Weißen übernommen werden. Dann müsste sich kein Farbiger zum Hampelmann machen.

Ansonsten ist natürlich die Frage, ob ein Afroamerikaner aus der Bronx einen Afroamerikaner aus der Bronx besser spielen kann, als ein gepamperter Weißer aus Beverly Hills so richtig wie falsch. Zum einen ist das Original immer originaler als die Imitation. Zum anderen gehört es nun mal zum Berufsbild eines Schauspielers, etwas zu spielen, was er tatsächlich gar nicht ist.

Oder das Bemalen zu Fasching. Schwarz und eine Lockenperücke auf dem Kopf. Oder gelb mit Schlitzaugen und Zippelbart. Strohhut auf dem Kopf. Aber auch Augenklappe und Piratentuch. Cowboyhut und Pistolentasche. Krönchen und Tutu. Ein jeder bedient hier Stereotype. Ein jeder möchte aus seiner inneren Ödnis ausbrechen.

Nehmen wir die boomenden Krimis vor exotischem Hintergrund. Man fragt sich, warum müssen Deutsche Fersehkommissare in Lissabon ermitteln, warum in Rom, warum in Istanbul? Und man fragt sich, warum die Leute dort alle Deutsch sprechen. Weiß man doch aus dem Urlaub, dass dem nicht so ist. Wird da nicht die Kultur der jeweiligen Länder herabgewürdigt? Haben die nicht eigene Regisseure und eigene Schauspieler, die auch ganz gute Krimis zustande bringen? Oder ermitteln Italiener in Hamburg, Spanier in Dresden und Kenianer in Dortmund?

Oder können Deutsche Produktionen Vorurteile einfach besser herausarbeiten. Man weiß ja, Italiener sind faul und geschwätzig, in der Türkei geht nichts ohne Bakschisch, und der Portugiese an sich kann halt vor allem Fado.