Nichts ist nachhaltiger als Atommüll

Unser Freund das Atom

Irgendwie hatte ich gehofft - hatten wir doch alle gehofft - dass das leidige Atomthema endlich vom Tisch ist. Pustekuchen. Jetzt tritt ein, was die Pessimisten unter uns schon seit dem fukushimaindizierten Atomausstieg in Deutschland befürchten: Eine Renaissance durch die Hintertür.

Kein ernstzunehmender Politiker, keine Politikerin hat in den letzten Jahren den Ausstieg ernsthaft in Frage gestellt. Kaum ein Thema hat die Gesellschaft in den 70ern, den 80ern so gespalten, wie die Atomkraft. Und ein Keil der Vergangenheit in die fragile Gesellschaft von heute, nein, das braucht kein Mensch. Und doch fliegt uns der Keil gerade mit sagenhafter Geschwindigkeit um die Ohren und in das Herz der Energiewende.

Weil viele Staaten die Energiewende verschlafen, respektive ignoriert oder nach Kräften torpediert haben, blitzt plötzlich der Spuk von der vermeintlich sauberen Atomenergie um die Ecke. Die Industrie reibt sich die Hände, wir uns die Augen.

Der Teufel soll einmal mehr durch den Beelzebub ausgetrieben werden. Weil wir die eine Technologie, die unsere Umwelt kurzfristig kaputt macht, nicht überwinden können, soll eine Technologie her, die unsere Umwelt langfristig kaputt macht. Aber was schert uns schon langfristig. Langfristig sind wir eh alle tot.
Wobei es die Atomkraft durchaus im Kreuz hat, uns auch kurzfristig kaputt zu machen. Ich möchte kurz in Erinnerung rufen:
- 1957 Windscale / Sellafield
- 1979 Harrisburg / Three Mile Island
- 1986 Tschernobyl
- 2011 Fukushima
Dabei ist zu bemerken, dass die Katastrophe von Tschernobyl bis heute nicht ausgestanden ist. Die Folgekosten des Unfalls belaufen sich auf wenigstens 200 bis 700 Milliarden Dollar.(1) Die Kosten für Fukushima auf wenigstens 170 Milliarden Euro.(2)

Lasst mich kurz überlegen: Trägt die Atomlobby, die Jahr für Jahr satte Gewinne einstreicht, diese Folgekosten? Nein, tut sie nicht. Wer also zahlt? Der Steuerzahler und zwar nicht nur der Steuerzahler in der Ukraine oder in Japan. Auch der bundesdeutsche Michel wird zur Ader gelassen. Für Tschernobyl sind das bisher eine Milliarde Euro (das wären etwa 28 Millionen Euro pro Jahr).

Ja und da wäre noch die Sache mit dem Atommüll. Die ist bis heute nicht geklärt. Nicht in Deutschland, nicht in Europa. Nirgends. Der Müll wird unser strahlendes Erbe für viele, für sehr viele Generationen sein. Mit all dem, was damit verbunden ist. Mit allen Gefahren und Kosten. Aber wie schon gesagt, das ist langfristig und was scheren wir uns um langfristig.(3)

Vielleicht sehe ich das ja zu negativ. Vielleicht sollten wir uns von der Naivität vergangener Tage verzaubern lassen...

Unser Freund das Atom

(2) Deutsche Umwelthilfe e.V.: 170 Milliarden Euro / 2021

(3) EMAZ: Strahlendes Erbe