Abt.: Kundenorientierung

Otto find ich gut

Ich bin mir sicher, vor 30 Jahren war das ungefähr so: Wenn jemand mal was bei Otto bestellt hat, dann bekam er einmal im Jahr den Otto Katalog zugeschickt. DEN Otto Katalog. Da waren Frauenklamotten drin, Klamotten für Männer, Haushaltsartikel und ein bisschen was fürs Auto.

Dieser Katalog lag daheim im Wohnzimmer unübersehbar auf dem Tisch. Und alle haben darin geschmökert. Der Papa, die Mama, der Sohn und die Tochter auch. Waren Oma und Opa zu besuch, dann die auch. Und alle anderen Gäste auch. Der Otto Katalog war quasi ein Fenster in die große, weite Welt. Wie das Fernsehen auch.

Der Katalog war für alle da. Und alle haben irgendwas in ihm gefunden oder gesehen. Und haben dann auch dieses oder jenes bestellt. Und jeder der bestellt hat, hat auch wieder einen Katalog bekommen. Und ja, für Kinder war auch etwas dabei.

Diesen Stellenwert hat der Katalog schon lange nicht mehr. Das Internet hat ihm schon lange den Rang abgelaufen. Als Katalog ebenso wie als Fenster zur Welt. Und doch, der Postbote bringt beharrlich ein ums andere Mal bunte Seiten voller... voller was nun eigentlich?

Das Internet hat gelehrnt, dass jemand, der eine Waschmaschine gekauft hat, sicher auch Interesse an einer zweiten hat. Naja, zumindest ist das Internet soweit aufmerksam, dass es sich die Sache mit der Waschmaschine irgendwie gemerkt hat.

Jetzt verhält es sich so, dass ich bei Otto vor geraumer Zeit etwas bestellt habe. Unterbuxen zum Beispiel. Und Socken auch. Und ich wage zu behaupten, an der Bestellung ist klar abzulesen, dass der Besteller ein männlicher ist. Nicht zuletzt weil die Socken in einer klar frauenunüblichen Größe gewünscht wurden. Und die Buxen... ja, die waren geschlechtsspezifisch ganz klar his/him, also männlich zuzuordnen.

Eigentlich möchte ich dem Kapitalismus jetzt nicht das Wort reden. Aber verdammt noch mal, er muss doch in der Lage sein, mir einen Katalog zuzuschicken, in dem ich neben frühlingshaften Blümchenkleidern und BHs auch irgendwas für he/him bekommen kann.

Und wenn schon nicht der Kapitalismus, dann vielleicht jemand, der zu sagen vermag, wer gerade Socken der Größe 48 bestellt hat, hat vielleicht wenig Interesse an Strumpfhosen der Größe 34. Vielleicht einfach gar kein Interesse an Strumpfhosen. Und nicht an BHs. Und auch nicht an Blümchenkleidern. Und wenn dazu menschliche Intelligenz nicht reicht, dann vielleicht künstliche. Das wird man doch erwarten können.

Ach, was reg ich mich auf... bestell ich eben ein Blümchenkleid.