
Abt.: Ich sehe was, was du nicht siehst
KI und die rote Ampel
Es ist ja nicht so, dass ihr die einzigen seid, die sich über Künstliche Intelligenz Gedanken machen. Zwischen Bier und Grillgut kommt auch eine gesellige Runde gerne mal ins Fabulieren.
Man zeigt sich hier das eigene Alter Ego in Blisterverpackung, lässt einen dort die KI Muskeln auf die malen. Hält sich dann vor Lachen selbige. Und treibt auch sonst allerlei Unfug mit Apps und Tools und ChatGPT.

Hat man dann Grillgut hinter sich und auch ein, zwei Bier, dann wird die Runde nachdenklich. Es werden die beliebten Gesellschaftsspiele "Was wäre wenn..." und " Stell dir mal vor..." ausgepackt. Zumal wenn keine Schafkopfrunde zusammen geht. Weil jeder jederzeit von sich und von den Erkenntnissen der eigenen Blase überzeugt ist, kommt hier das Unvermeidliche und ich lasse euch an unserer Spielerunde Teil haben.
Ausgehend von der aktuellen Situation und mit der Annahme, dass sich die KI Technologie ähnlich schnell weiter entwickeln wird, wie sie es die letzten ein, zwei Jahre getan hat, ploppte in unserer Mitte folgendes Szenario auf:
Annahme I
Mittels Kameras, Drohnen und sonstiger Sensoren lässt sich bald der Straßenverkehr lückenlos erfassen. Was sich erfassen lässt, kann ausgewertet werden. Was sich auswerten lässt, kann auch überwacht werden.
Annahme II
Verknüpft man diese Datenerfassung mit verschiedenen KI Tools, wie zum Beispiel einer Gesichtserkennung, einer Datenbank mit der Straßenverkehrsordnung und vielleicht dem Einwohnermeldeamt, dann könnten Bussgeldbescheide ohne weiteren bürokratischen oder personellen Aufwand erstellt und zugestellt werden.
Annahme III
Bei rot über die Ampel gehen kann rund um die Uhr erfasst, ausgewertet und folglich auch geahndet werden.
Nun der Lustige Teil...
Ich würde eine App entwickeln, die in der Lage ist, zu ermitteln wann und wie oft ich bei rot über die Ampel gehe. Der App würde ich mein Bussgeldlimit mitteilen und die App könnte mich rechtzeitig warnen, damit ich nicht versehentlich nachts um halb drei mein Konto aus lauter Übermut überstrapaziere.
Der etwas ernstere Teil...
Ein Bussgeld ist zwar ärgerlich, aber keine Straftat. So wie auch Schwarzfahren zu einem erhöhten Beförderungsentgelt und nicht vor den Richter führt. Fährt man jedoch zu oft schwarz oder abonniert man den Bussgeldkatalog, dann schlägt das irgendwann durch und man findet sich doch im Strafvollzug wieder.
Wenn also kleine und kleinste Vergehen - seien wir mal ehrlich, die begehen wir alle und beinahe täglich - zu beachtlichen Bussgeldzahlungen und schlimmerem führen und Deutschland im Handumdrehen nur mehr aus Hochverschuldeten und Vorbestraften bestehen würde, was wäre dann?
Was wäre wenn...
Der Gesetzgeber ist natürlich gehalten, dafür zu sorgen, dass die erlassenen Gesetze auch eingehalten werden. Er muss also dafür sorgen, dass Bussgelder erlassen und renitente Verweigerer bestraft werden. Was wie gesagt zu einem Land voller überschuldeter Straftäter wegen Lappalien führen würde.
Das wäre letztlich weder im Sinne des Gesetzgebers, noch im Sinne der den Gesetzgeberwählenden. Also uns.
Nun geht die Diskussion los und jeder in der Runde ist gehalten, Senf und Weisheit in den Ring zu werfen.
Senf I
Der Gesetzgeber würde die Gesetze ändern. Rotlichtvergehen würden nur noch im Berufsverkehr geahndet. Oder gar nicht mehr. Dann hätten wir teure Ampelanlagen, die vollkommen nutzlos wären. Und wir hätten - weil so sind die Deutschen nun mal gestrickt - außerhalb der Bussgeldzeit ein Hauen und Stechen auf der Straße. Das Recht des Stärkeren, mit dem größeren Auto. Panzer von links.
Senf II
Man könnte die Ampeln einfach abschalten und abbauen. Kreisverkehr und Rechts vor Links sind alternative Modelle. Der Kreisverkehr ist bei uns leider nicht sehr verbreitet. Rechts vor Links? Ich denke, das ist einer der Gründe, warum bei uns bald an jeder Ecke eine Ampel steht. Damit kann der Deutsche mit der eingebauten Vorfahrt nicht recht umgehen.
Senf III
Die Ampeln zumindest dann abschalten, wenn sie ihren Zweck nicht sinnvoll erfüllen können. Wer braucht gegen vier in der Nacht ein Rotlicht, dass bei menschen- und autoleerer Straße zum Verweilen zwingt.
Senf IV
Weil wir davon ausgehen, dass der Verkehr lückenlos erfasst wird, dann muss die KI - verdammte Hacke - auch in der Lage sein, den Verkehr intelligent zu regeln. Also Ampeln nur dann auf rot zu stellen, wenn es unbedingt nötig ist.
Kommen wir zur Folgefrage:
Wozu werden wir die KI als erstes einsetzen? Zur automatisierten Disziplinierung im Straßenverkehr? Oder um holprige Prozesse in der Verkehrsführung zu verbessern?
Schalten sie wieder ein, wenn die KI ihrer Wahl sagt "Was wäre wennn...".
Hier noch die eingangs erwähnten Muskeln auf die Wampe: