
Abt.: Krach
Gutfeeling - Am Stoa
Open Airs irgendwo in der Abgeschiedenheit sind eigentlich nicht so meins. Wenn ich dann von einem lieben Menschen auf so eine Veranstaltung hin geschleift werde, dann muss ich sagen: Danke dafür. Weil das schon ganz toll sein kann. Also auf nach Edling am Stoa.
Oder umgekehrt: Zum Stoa bei Edling.
Warum Stoa? Darum... noch Fragen:

Man hat ja - also nicht man, sondern ich - so seine lokalen Lieblingsbands. Weil man da selbst mal mitgespielt hat. Weil man Schlagzeuger, Bassist und den an der Gitarre kennt. Oder weil die eben saugeile Mucke machen. Ihr kennt sicher auch so eine Band.
Ich habe auch so eine Band. Byde nennen sie sich und die sehe ich mir hin und wieder gerne an. Es gab eine Zeit, da habe ich so eine Band einfach eingeladen. In die Glocke oder das A5 oder die Kulturstation. So einfach ist das heute nicht mehr. Heute muss ich schon da hin, wo die Band spielt. Und jetzt hat sie in Edling bei Wasserburg am Stoa(1) gespielt. Auf dem Gutfeeling Festival. Also bin ich hin zum Stoa.
Hab mich also auf das Rad geschwungen und bin los. Bis zur nächsten S-Bahn Station und ab in die S-Bahn. Bin ja nun kein Iron Man. Nie gewesen.
Mit der S-Bahn bis Grafing. Von da sind es dann noch eine Stunde und ein bisschen was bis zum Stoa. Eine schöne Strecke. Mit Aussicht und Landschaft. Mit Panorama und den Bergen im Hintergrund. Es war dann auch eine Stunde und ein bisschen was mehr. Egal. Angekommen.
Hallstatt
Unterwegs, weil man eben gerade da ist, ein bißchen Geschichte. Vor- und Frühgeschichte. Ein paar Jahrhunderte vor unserer Zeitrechnung. Da haben nämlich unterwegs auch schon Leute gelebt. Und vor allem sind sie gestorben und beerdigt worden. Und wo die beerdigt wurden, das kann man sehr schön sehen. Also auf einer Tafel, nicht in echt. In echt sind diese Gräber irgendwo im Dickicht unsichtbar und überwachsen.



Am Stoa
Ankommen. Auf so einem Festival tut man zunächst das, was man zu Beginn immer macht: Man kommt an. Dabei macht man in unterschiedlicher Reihenfolge aber doch in etwa immer das Gleiche. Egal welches Festival. Egal wie alt man ist. Man checkt die Schlafmöglichkeit. Hotel, Pension, Zelt... oder fährt doch noch jemand heim. Die sanitären Anlagen. Welche Band spielt wann und wo. Und vor allem, wo gibt es Bier, wo etwas zum Essen.
Dann kann das allgemeine Hallo beginnen. Ach, du auch hier? Ey, schon ewig nicht mehr gesehen. Wir geht es denn der und dem? Hast du noch Kontakt? Mit dir hatte ich jetzt nicht gerechnet. Dass du da bist, das war doch wohl klar.
Irgendwo spielt bereits eine Band. Es wird nicht die einzige bleiben, von der ich nichts mitbekomme. Zu schön ist es zu ratschen und überhaupt die Atmosphäre zu geniessen.
Dann spielen Byde.

Byde
Das ist die Band, wegen der ich gekommen bin. Und sie haben mich nicht enttäuscht. Sie spülen die Gehörgänge mit ihrer angenehmen Mischung aus Gefälligkeit, Abgefahrenheit und treibendem Schlagzeug. Andis sägende Riffs unterstreichen und akzentuieren Marks ausgefeilten Bassläufe. Björn strukturiert und treibt nach vorne. Es ist ihm anzusehen, wie er es geniesst, die Wucht des Schlagzeugs voll ausfahren zu können. Ich geniesse jeden Moment und jedes Phon.
Deutschland GmbH
Ich muss sagen, ich bin schwer zu überraschen und zu beeindrucken. Viel habe ich in meinem Leben schon gesehen. Doch muss ich sagen, die haben mich beeindruckt.

Mit einer Vehemenz und einer Kompromisslosigkeit tragen sie schwere Themen vor, die sich mancher nicht hinter vorgehaltener Hand zu murmeln traut.
Spätestens, als ich darauf hingewiesen habe, dass SUVs auch brennen können und dass Häuser auch besetzt werden können, war es den Beamten vor Ort auch ein bisschen to much
Ein Freund meinte, die sind immer für eine Überraschung gut. Kein Konzert gleicht dem anderen. Mal brav, mal wild, mal Performance... immer aggressiv.
Muss nicht jedem gefallen. Aber beeindruckend ist das schon.
Notwist Pocket Band
Natürlich "THE Notwist Pocket Band". Die haben aber mit The Notwist nichts zu tun, werden jetzt vielleicht einige sagen, die gerne auf Konzerte von The Notwist gehen. Andere werden sagen die The Notwist auf deren Konzerte heute gerne gegangen werden haben mit The Notwist nichts zu tun. Und ein bisschen haben The Notwist wohl auch das sentimentale Gefühl, dass The Notwist nicht mehr viel mit The Notwist zu tun haben.

Und dann stehen The Notwist Pocket Band auf der Bühne und zeigen, dass The Notwist... ach, lassen wir das.
The Notwist Pocket Band machen ganz genau den Lärm, warum ich The Notwist vor vielen Jahren geliebt habe.
Patchekos
G.Rag y los Hermanos Patchekos sind ein Phänomen, das seit Jahren durch die Münchner Musikszene geistert. Irgendwie nicht zu fassen und doch da. Präsent. Sind ja auch nicht zu übersehen, wenn sie da sind. Weil sie sind ganz schön viele.

Und weil sie so viele sind, spielen sie sehr viele unterschiedliche Instrumente. Und auf diesen unterschiedlichen Instrumenten spielen sie sehr unterschiedliche Lieder. Was alle diese Lieder gemein haben, sie sind nicht für diese Band, nicht für dieses Instrumentarium geeignet. Weil das der Band aber wurscht ist und sie all diese Lieder trotzdem spielen, sind diese Lieder eben doch für diese Band geeignet.
(1) Für die nicht bayerische Leserschaft: Mit Stoa ist ein Stein gemeint. Und zwar nicht so ein kleiner Stein, den man aufheben und über die Wasseroberfläche flitschern lassen kann. Der Stoa ist so einer, der hat sich da nieder gelassen und will sich da auch nicht mehr weg bewegen.
[br.de]: Punk gegen Kapitalismus
Mehr Musik...
...mehr von Deutschland GmbH
...und noch mehr
...und mehr von Byde. Ganz alt. Da haben sie sich noch Bude gennant und waren nur zu zweit.