Wem gehört die Stadt

E-Scooter im öffentlichen Raum

Lange hat man jetzt nichts von den E-Scootern gehört. Kein Aufreger, keine Utopie von zukunftsweisender Mobilität, keine Euphorie aufstrebender Startups. Es hat sich mehr tumbe Resignation breit gemacht.

Tatsächlich aber gärt es unter der Oberfläche. Der Traum des letzten Meters ist ausgeträumt. Niemand lässt sein Auto stehen, um mit einem Scooter smooth zu U-Bahn zu segeln. Dafür stehen die Roller wild in der Landschaft herum. Auf Gehwegen, in Parks, auf Radwegen, wo auch immer der hippe Rollerer meint, sein Gefährt fallen lassen zu müssen.

Das wilde Parken der Gefährte geht so manchem auf den Zeiger. Und weil die Anbieter ganz gerne niemandem auf den Zeiger gehen - das gibt nur schlechte Presse - aber auch dem Wildwuchs nicht beikommen können, wir der Ruf nach öffentlicher Hilfe laut. Wie so oft, wenn der Profit nicht stimmt, wenn das Geschäftsmodell nicht aufgeht.

"Burger glaubt, die Stadt müsse systematisch mehr Scooter-Parkplätze schaffen."

Konstantin Burger vom Anbieter Dott fordert, die Stadt müsse Stellplätze schaffen. Auf öffentlichem Grund natürlich und kostenlos. Alles andere wäre schließlich geschäftsschädigend. Und schließlich sei so eine Stadt ja auch dafür zuständig, Ärgernisse zu beseitigen, die der Stadt nicht so taugen. Natürlich drücken die Anbieter das nicht so klar und unumwunden aus. Wer aber zwischen den Zeilen zu lesen vermag...

"An der Münchner Freiheit [...] einer der neuen E-Scooter-Parkplätze"

Die Stadt lässt sich nicht lange bitten. Gleich an der Münchner Freiheit, da findet sich ein Plätzchen. Zu einem Mobilitätsstützpunkt mit Stromzapfsäule, Leihfahrrädern und Luftpumpe, da passt auch ein Scooter-Parkplatz prima hin.

Ich hätte auch gerne einen prominenten Platz, an dem ich mein Gerümpel abstellen kann. Doch wenn ich mein Gerümpel an die Münchner Freiheit stelle, was meint ihr, was dann los ist? Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich von Stadt und Presse hofiert werde. "Pack dein Geraffel und schleich dich" wird noch das nettere sein, was ich zu hören bekomme.

"Natürlich könnte das Unternehmen die Nutzer auch dazu verpflichten, ihre Tretroller auf einem Parkplatz abzustellen, doch das wäre ein immenser Wettbewerbsnachteil gegenüber den anderen Anbietern."

Das Abstellen von Fahrzeugen auf für Fahrzeuge reservierte Plätze zu verlangen, sei ein Wettbewerbsnachteil. Ein Nachteil wem gegenüber? Denn anderen Anbietern, die ebenfalls dafür sorgen müssten? Den Taxlern gegenüber, die sich an ihren Standplatz halten müssen? Dem MVV gegenüber, der sich an Haltestellen und Routen richten muss? All den Anbietern gegenüber, die gezwungen sind, Standplätze, Garagen, Depots vor zu halten? Solche Sätze beleidigen meinen Intellekt. Ehrlich.

Stell ich mein Fahrrad quer auf den Fußweg, ich muss damit rechnen, dass es umgetreten wird. Stelle ich mein Auto quer über den Fußweg, ich muss damit rechnen, dass der Lack 'nen Kratzer kriegt. Stell ich den Leihroller quer auf den Fußweg... Der Fußweg ist nun mal kein Parkplatz.